Sich selbst finden

von Isabelle PolzinJul 7, 20240 Kommentare

Kürzlich sah ich mitten in Zürich einen Werbebanner, auf dem in Grossbuchstaben geschrieben stand „Finde zurück zu deiner Natur“. Zu sehen war ein Bild eines Stück Schinkens aus dem Schweizerischen Wallis. Das löste Empörung in mir aus und inspirierte mich zu diesem Artikel. Darin teile ich mit dir, was es aus meiner Sicht bedeutet, zur eigenen Natur zurück und damit sich selbst zu finden.

Dieser Artikel wurde erstmals im November 2020 veröffentlicht und im Juli 2024 aktualisiert.

Was heisst das, die eigene Natur finden?

Meiner Ansicht nach ist es mehr ein «wiederfinden» zur Natur als ein „finden“. Wenn etwas wiedergefunden wird, wurde es zuvor verloren. Viele Menschen in der westlichen Welt haben heute den natürlichen Zugang zur Natur verloren. Wenn wir den Kontakt zur eigenen Natur verloren haben, geht immer auch ein Stück des eigenen Selbst verloren – finde hierzu auch diesen Beitrag von mir. Denn die Natur ist ein Teil von uns und wir sind Teil der Natur.

Die Verbindung zum eigenen Selbst verloren

Die moderne Lebensweise in den Städten hat sicherlich dazu beigetragen, dass vielen Menschen der Kontakt zum eigenen Selbst abhanden gekommen ist. Die Bevölkerungszahlen in den Städten steigen weiter an. Anfang des 21. Jahrhunderts lebten mehr als 50% der Menschen in Städten. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass 2050 rund 70% der Weltbevölkerung im städtischen Raum leben wird. Die Leben in der Stadt bringt gewiss auch Vorteile und Annehmlichkeiten mit sich, die hier keineswegs unbeleuchtet bleiben sollen. Städtische Einrichtungen wie Schulen, Kindertagesstätten und medizinische Versorgung sind meist nah, das Angebot an gastronomischen und kulturellen Einrichtungen ist gross und in kurzen Wegen erreichbar.

Die Kehrseite der Medaille zeigt schlechte Luftqualität, erhöhte Lärmpegel, viel grauen Beton und ständige Reize, die auf das Nervensystem einströmen. Die moderne Lebensweise bringt Viele dazu, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren und den Tag über in geschlossenen Büros mit künstlichem Licht und Belüftungssystemen sitzend zu verbringen. Zeit in der Natur wird in den Ferien verbracht oder bestenfalls auf das Wochenende verschoben.

Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die moderne Lebensweise und das städtische Leben nicht ohne spürbaren Einfluss auf die Gesundheit bleiben. Demnach haben Menschen, die in dicht besiedelten Gebieten leben, eine um 68-77 % höheres Risiko, für psychische Erkrankungen. Dazu kommen Faktoren wie Lärm- und Feinstaubelastung, Erschöpfung, Bewegungsmangel, die sich negativ auf die Gesundheit von Städtern auswirken können.

Natur tut gut

Aufenthalten in der Natur werden dagegen durchweg positive Wirkungen zugeschrieben. Naturbäder helfen bei Stress und Erschöpfung, denn sie haben eine entspannende Wirkung auf uns Menschen. Blutdruck, Puls und Cortisol-Gehalt im Blut sinken, der Herzrhythmus reagiert flexibler aus Belastung, die Konzentration verbessert sich und die Stimmung steigt nachweislich. Regelmässige Aufenthalte in der Natur verhelfen so auf natürliche Art und Weise zu einer gesunden Lebensweise.

In der Natur zu sich selbst finden

Die Natur bietet daneben das Potenzial, sich selbst zu finden bzw. wiederzufinden. Die Natur schenkt Raum zum Atmen und lässt dich bei dir selbst ankommen. Die Natur lädt ein, sie spielerisch und achtsam kennenzulernen, Neues zu wagen und sie mit allen Sinnen wahrzunehmen. Ein tiefes Eintauchen in die Stille, in die Kraft, in die Schönheit bietet die Chance, neue Räume im eigenen Selbst zu entdecken und sich selbst auf diese Weise zu finden bzw. neu wiederzufinden.